conflict & communication online, Vol. 17, No. 2, 2018
www.cco.regener-online.de
ISSN 1618-0747

 

 

 

Peter Antes
Migration und Religion

Erst seit den 1990er Jahren haben die Sozialwissenschaften begonnen, Religion im Zusammenhang mit Migration zu thematisieren. Dies ist umso erstaunlicher, als Europa schon immer seine großen Religionen (d.h. Judentum, Christentum, Islam, aber auch Buddhismus und Hinduismus) aus Asien importiert hat. Die Formen der Ausbreitung waren dabei unterschiedlich (Mission, Eroberung, Kolonialpolitik, Texte, Verfolgung) und haben oft zu Veränderungen innerhalb der jeweiligen Religionen geführt. Die Präsenz der Religionen im gegenwärtigen Europa ist eine Folge von Entkolonialisierung, Arbeitsmigration, Krieg und Verfolgung sowie Einwanderung, weshalb die Vielzahl von Sprachen, Kulturen, Religionen und Weltanschauungen auf engstem Raum für Europa heute typisch ist. Diese Vielzahl ist eine Herausforderung für die Psychiatrie and Psychotherapie in Deutschland, weil westliche Vorstellungen von Gesundheit und Krankheit oft nur schwer vereinbar sind mit dem kulturell geprägten Denken von Immigranten, für die andere Phänomene wie Dämonen, der böse Blick oder die Besessenheit ebenso zutreffende Ursachen für Störungen des Körpers und der Seele sind.



 

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Zum Autor:
Prof. Dr. phil. Dr. theol. Peter Antes ist Emeritus der Religionswissenschaft des Instituts für Theologie und Religionswissenschaft in der Philosophischen Fakultät der Leibniz Universität Hannover. 1942 geboren, studierte er katholische Theologie, vergleichende Religionswissenschaft und Islamkunde in Freiburg/Br. und Paris und lehrte von 1973-2012 in Hannover.

eMail: antes@mbox.rewi.uni-hannover.de