conflict & communication online, Vol. 17, No. 1, 2018
www.cco.regener-online.de
ISSN 1618-0747

 

 


Editorial

 

 

 

In Band 15, No. 2 (2016) hatte conflict & communication online ein Essay über „Gefahren des Friedensjournalismus“ veröffentlicht, das sich anhand zweier (damals) aktueller Vorfälle mit Defiziten friedensjournalistischer Theorienbildung auseinandersetzt und den Glaubwürdigkeitsverlust thematisiert, der aus einer Grenzüberschreitung zwischen Friedensjournalismus und Aktivismus resultieren kann. Dabei steht die Glaubwürdigkeit des friedensjournalistischen Projektes schlechthin auf dem Spiel, und dies umso mehr, wenn sich dessen akademische Vertreter zu unbedachten Handlungen hinreißen lassen und/oder vergessen, was sie als Akademiker wissen, wenn sie in die Rolle des Aktivisten schlüpfen. Jake Lynch, der sich durch dieses Essay persönlich angegriffen fühlte, antwortet darauf im vorliegenden Heft mit einem Aufsatz, in dem er seine Haltung gegenüber Friedensjournalismus und dem akademischen Boykott Israels erläutert. Wir veröffentlichen den Aufsatz, weil wir es als das Recht eines jeden Autors erachten, sich gegen (vermeintlich) persönliche Angriffe zu verteidigen.
Freiheit ist stets die Freiheit des anders Denkenden, und insofern fällt Lynchs Essay auch unter das Generalthema dieses Heftes, das sich anhand zweier Studien mit dem Problem der Meinungsfreiheit in Konfliktsituationen auseinandersetzt. Tirşe Erbaysal Filibeli & Yasemin İnceoğlu berichten über eine Studie, in der sie anhand von Interviews mit türkischen Journalisten der Frage nach der Implementierbarkeit von Friedensjournalismus in der Türkei nachgehen, und Wilhelm Kempf untersucht die Kommunikationsbarrieren, die einer konstruktiven Auseinandersetzung zwischen Unterstützern und Kritikern der israelischen Palästinapolitik entgegenstehen.
Im Abschnitt „Dokumentationen“ setzen wir Links auf die Amnesty International Kampagne für die Meinungsfreiheit in der Türkei sowie auf das von Reportern ohne Grenzen erstellte Barometer und die aktuelle Rangliste der Pressefreiheit, in der die Türkei zwischen 2015 und 2017 um sechs Plätze (unter 180 erfassten Staaten: von Rang 149 auf Rang 155) abgesunken ist.

Berlin, im April 2018

Wilhelm Kempf


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