conflict & communication online, Vol. 13, No. 1, 2014
www.cco.regener-online.de
ISSN 1618-0747

 

 


Editorial

 

 

 

Wissenschaftliche Erkenntnisse sind Besitz der gesamten Menschheit. Nichtsdestotrotz hat eine Handvoll großer Verlage gegen Ende des 20. Jahrhunderts eine geballte Medienmacht erlangt, die es ihr erlaubte, die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen zu monopolisieren und für die von ihr herausgegebenen Journals horrende Preise zu verlangen, die selbst Universitäten in der Ersten Welt an die Grenzen ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit bringen. Für Wissenschaftler in der Dritten Welt ist diese unhaltbare Situation noch bedrohlicher. Auch um die Kluft zwischen Erster und Dritter Welt nicht weiter anwachsen zu lassen, erwies es sich daher als dringend notwendig, nach alternativen Modellen zu suchen, wie wissenschaftliche Theorien, Methoden und Forschungsergebnisse verbreitet und einer globalen scientific community zugänglich gemacht werden können.

Dies zu erreichen, war einer der Gründe für die Entwicklung des Open-access-Publikationsmodells, das den Lesern und/oder ihren Institutionen für den Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen keine Gebühren verrechnet und das Recht der Endverbraucher garantiert, Artikel, die unter diesem Modell publiziert werden, zu lesen, herunterzuladen, zu kopieren, zu verbreiten und/oder zu verlinken.

Mit derzeit 9745 Journals aus 145 Ländern, die im Directory of Open Access Journals (DOAJ) gelistet sind, hat sich open access inzwischen zu einer weltweiten Bewegung entwickelt, die die Macht der großen Verlage zwar nicht gebrochen, das wissenschaftliche Publikationswesen aber dennoch revolutioniert und zur Demokratisierung der scientific community beigetragen hat.

Seit seinem ersten Erscheinen im Jahr 2002 war conflict & communication online Teil dieser Bewegung. Dank der großzügigen Anschubfinanzierung durch den verlag irena regener  berlin konnten wir während der ersten Jahre des Erscheinens sogar darauf verzichten, von den Autoren eine Manuskriptbearbeitungsgebühr zu erheben. Nun, da sich die Zeitschrift auf dem Markt etabliert hat und zu einem anerkannten Publikationsorgan – insbesondere auf dem Gebiet des Konflikt- und Friedensjournalismus – geworden ist, muss sie auch finanziell auf eigenen Beinen stehen. Das bedeutet jedoch nicht, dass sich conflict & communication online in ein gewinnorientiertes Unternehmen gewandelt hätte, und die moderate Bearbeitungsgebühr, die wir ab diesem Band erheben, ist lediglich zur Deckung der eigenen Unkosten der Zeitschrift bestimmt.

Eines der Ziele von conflict & communication online ist es schon immer gewesen, nicht nur die Diskussion und den Austausch zwischen Forschern und Praktikern unterschiedlicher Nationalität und Disziplinen zu fördern, sondern auch über die scientific community hinausreichende gesellschaftliche Diskurse anzustoßen. Um dafür ein besseres Forum zu schaffen, haben wir nunmehr eine Art Meinungsseite eingeführt, auf der Essays veröffentlicht werden, in denen Wissenschaftler und/oder Praktiker ihre Auffassung über Themen zum Ausdruck bringen können, die für Konflikt und Frieden in den verschiedenen Regionen dieser Welt relevant sind. Obwohl es sich bei diesen Essays nicht um wissenschaftliche Aufsätze im eigentlichen Sinne des Wortes handelt, werden auch sie demselben Review-Verfahren unterzogen, wie es für die Qualitätssicherung aller in unserer Zeitschrift veröffentlichen Artikel angewendet wird.

Als einen ersten Essay dieser Art veröffentlichen wir einen Aufsatz von Ani Kelechi Johnmary, der nützliche Informationen zur Bewertung der Human-security-Situation in Nigeria bereitstellt. Es ist ein reflektierender Text aus einem Teil der Welt, der in den westlichen Medien keine umfassende Aufmerksamkeit genießt, der produktive Diskussionen über Konflikt- und Kommunikationsaspekte von „Entwicklung“, Reichtum und Armut, Moderne und Globalisierung auslösen könnte.

Ob sich unsere damit gestartete Meinungsseite zu einem festen Bestandteil von conflict & communication online entwickeln wird, wird davon abhängen, welches Echo sie bei unseren Autoren und Lesern findet..

Berlin, im April 2014

Wilhelm Kempf


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