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Steffen Hillebrecht
(2009). Kommunikation und Medien. Ein Arbeitsbuch für Hochschule
und Praxis. Gernsbach: Deutscher Betriebswirte-Verlag.
Man braucht keine
Beweise vorzulegen, um argumentieren zu können, dass Kommunikation
genau so alt wie die Menschheit ist. "Man kann nicht nicht kommunizieren"
(Watzlawick et al. zitiert in Kempf 2009, 273). Obwohl Kommunikation als
Wissenschaft eine relativ junge Disziplin ist, hat das letzte Jahrhundert
zahlreiche Forschungen, Studien, Zeitschriften und Bücher hervorgebracht.
Für Einsteiger oder Nichtwissenschaftler wird es immer schwieriger,
sich in diesem Feld zu orientieren und sich über erfolgreiche Kommunikationsstrategien
und Massenmediengesellschaft aus praktischer Sicht zu informieren.
Mit dem vorliegenden Arbeitsbuch Kommunikation und Medien stellt der Autor
Steffen Hillebrecht, der über langjährige Erfahrungen in Medien
und Presseberatung verfügt, eine ausführliche Einführung
in Kommunikation und Medien für Hochschulen und Praxis zur Verfügung.
Das Buch ist übersichtlich in fünf Kapitel "Die Grundlagen
der Kommunikation", "Die Gestaltung von Kommunikation",
"Die Gestaltung der Kommunikation in Gesellschaft und Unternehmen",
"Medien und Massenkommunikation" und "Die Medienwissenschaft
als Beschreibung organisierter Kommunikation" gegliedert. Die thematisch
geteilten und kurz definierten Sub-Kapitel und umfangreichen Abbildungen
sorgen für angenehme Lesbarkeit. Jedes Kapitel beginnt mit einer
kurzen Einleitung und einer Auflistung der intendierten Lernaspekte. Jedes
Unterkapitel wird mit wichtigen Schlussfolgerungen stichpunktartig zusammengefasst,
was den Lernprozess anregt. Das Buch richtet sich an einen breitgefächerten
Personkreis aus verschiedenen Disziplinen, die sich einen Überblick
über Arten, Formen und Mittel der Kommunikation wie auch über
Organisation, Gestaltung, Analyse und Ökonomie der Medien verschaffen
wollen.
Um einen ersten Kontakt mit seinem Publikum herzustellen, definiert der
Autor zuerst den Begriff Kommunikation als "in Gemeinschaft zu sein"
und "etwas mit[zu]teilen" und zeigt dadurch, wie er mittels
eingeführter Definition bereits erfolgreich Kommunikation zwischen
Autor und uns Lesern betrieben hat. Durch die ersten drei Kapitel versucht
Hillebrecht, diesen Kontakt mit Hilfe konkreter Situationen und direkt
gestellter Fragen aufrechtzuerhalten. Es gelingt ihm auch, mit Hilfe lebendiger
Beispiele aus Alltag, Geschichte, Kunst, Wirtschaft, Kinematographie,
Sport, Psychologie, Konfliktlösung, Politik usw. den Leser dazu zu
bringen, über eigene Kommunikationsformen und Verhaltensweisen und
über die der Anderen nachzudenken und zu reflektieren. Unabhängig
davon, ob man sich als Absender oder Empfänger positioniert: Man
findet auf diesen Seiten wertvolle Ratschläge, wie man erfolgreich
mit anderen kommuniziert, die Gründe gescheiterter Kommunikation
erkennt und konstruktiv mit ihnen umgeht. Sei es als Verkäufer am
Arbeitplatz oder als Vorgesetzter im Büro, man wird die von Hillebrecht
angeführten alltagsnahen Erklärungen und Kommunikationsstrategien
bereichernd finden. Allerdings, wie der Autor auch selbst anerkennt, dienen
die zitierten Werke von renommierten Wissenschaftlern wie Karl Bühler,
Harold Laswell, Paul Lazarsfeld, Niklas Luhmann und Friedemann Schulz
von Thun u. a. nicht so sehr der ausführlichen Auseinandersetzung
mit verschiedenen Kommunikationsaspekten oder der Vertiefung des Wissens
darüber, sondern lediglich dazu, Interesse und Neugier bei dem Leser
zu wecken. Weil Hillebrecht auf spezifisch deutsche Beispiele zurückgreift
und dabei das Wort "wir" benutzt, wird es für nichtdeutsche
Leser zunächst schwer, sich als Zielgruppe des Buches zu verstehen.
Das Gefühl verschwindet aber schnell, denn der Leser zieht Vorteile
daraus und lernt Einiges über Kommunikationsaspekte in der deutschen
Sprache und Kultur.
Das vierte Kapitel bietet einen umfangreichen Überblick über
Elemente, Organisation, Gestaltung und Innovationen in Medien und Massenkommunikation.
Wie werden Medien erstellt, aufbereitet und verteilt? Wie unterscheiden
sich die Kernleistungen von deutschen Journalisten und Redakteuren und
wo liegen die Abgrenzungen zu PR-Arbeit? Wie unterscheidet man objektive
von neutraler Berichterstattung? Was ist Propaganda und warum hat das
Wort eine negative Konnotation? Der Leser erhält Antworten auf diese
Fragen und wird überdies über staatliches Handeln, Rechtsrahmen
der gesellschaftlichen Kommunikation und Sozial- und Marktforschung als
Kommunikationsinstrumente informiert.
Das fünfte Kapitel wird besonders bei jungen, empirisch ausgerichteten
Wissenschaftlern gut ankommen, wobei es auch für Nichtwissenschaftler
hoch interessant sein dürfte, einen Einblick in medienpsychologische
und mediensoziologische Grundlagen zu bekommen. Wie wirken Medien auf
die einzelnen Personen? Wie wird soziale Wirklichkeit durch die Medien
überhaupt erst konstruiert? Wie wirken die dargestellten Inhalte
auf Handlungsdispositionen des Konsumenten? Welche Medien werden in Deutschland
von verschiedenen sozialen Gruppen benutzt und in welchem Umfang? Inwieweit
sind medienpädagogische Maßnahmen umsetzbar? Obwohl der Autor
sich mit diesen und anderen medienwissenschaftlichen Fragen intensiv auseinandersetzt
und seine Analyse durch empirische Erkenntnisse stützt, mag mancher
skrupulöse Leser fragen, warum der Autor die vielen gestellten Fragen
unbeantwortet lässt. Dieses Kapitel bietet keine methodologischen
Vorgehensweisen oder erschöpfenden theoretischen Grundlagen an, über
die der Leser sich vertieft informieren könnte oder die dazu dienen
könnten, wissenschaftliche empirische Forschung zu betreiben. Es
vermittelt lediglich eine Übersicht und überlässt es dem
Leser, darüber nachzudenken, welche Medienaspekte untersucht werden
könnten. Hillebrecht schließt sein Buch mit der entsprechenden
Anmerkung, dass viele medienwissenschaftliche Ansätze unerwähnt
blieben und es dem Wissenschaftler folglich überlassen sei, einen
eigenen, aus seiner Sicht am besten geeigneten Weg zu wählen und
diesen entsprechend der wissenschaftlichen Konventionen offenzulegen.
Auf jeden Fall gibt Hillebrecht wertvolle Hinweise aus praxisorientierter
Sicht, wie die Medien im deutschsprachigen Raum organisiert sind und bietet
eine interessante und anregende Lektüre für jeden, der in unterschiedlichen
Kontexten erfolgreich kommunizieren will.
Literatur
Kempf, W. 2009. Forschungsmethoden der Psychologie. Zwischen naturwissenschaftlichem
Experiment und sozialwissenschaftlicher Hermeneutik. Band I: Theorie und
Empirie. 3. Auflage. Berlin: regener, 273.
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Irina
Wolf
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