conflict & communication online, Vol. 9, No. 1, 2010
www.cco.regener-online.de
ISSN 1618-0747

 

 

 

Björn Milbradt
Grauzonen der Antisemitismusforschung, oder: Versuch, den ‚Zeitgeist' zu verstehen

Der Artikel wird an Hand eines Beispiels ‚Grauzonen' gegenwärtiger Antisemitismusforschung herausarbeiten. Am dokumentarischen Independent-Film ‚Zeitgeist' wird begründet, dass starre Definitionen dessen, was Antisemitismus war und heute ist, an bestimmten Materialien zu kurz greifen müssen. Antisemiten sind nach Auschwitz dazu gezwungen, dass sie, sofern sie nicht in ein manifestes, weltanschauliches Ressentiment gegen ‚die Juden' verfallen wollen oder können, mit äußerst vagen Anspielungen und Assoziationen zu arbeiten. Dies geschieht in ‚Zeitgeist' etwa dadurch, dass den Rezipienten lediglich etwas zur Verfügung gestellt wird: Die Theorie einer Weltverschwörung und einige Hinweise darauf, wer denn insgeheim die Fäden ziehen könnte. Damit kann ‚Zeitgeist' als ein Dokument interpretiert werden, in dem systematisch die Grundlagen für einen aktualisierten, weltanschaulichen Antisemitismus gelegt werden, dabei jedoch von der Forschung weitestgehend unbeachtet bleibt.

 

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Zum Autor:
Björn Milbradt hat an der Philipps-Universität Marburg Soziologie, Philosophie und Friedens- und Konfliktforschung studiert. Seit September 2008 ist er Promotionsstipendiat des DFG-Graduiertenkollegs Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, mit einem Projekt zum Wandel des Antisemitismus nach 1945. Er ist des weiteren Mitglied des Marburger Zentrums für Konfliktforschung und des Villigster Forschungsforums zu Nationalsozialismus, Rassismus und Antisemitismus e.V. Neben der Antisemitismusforschung liegen seine Arbeitsschwerpunkte in der qualitativen Sozialforschung, sozialwissenschaftlicher Methodologie und Methode sowie Kritischer Theorie.

Adresse: Philipps-Universität Marburg, DFG-Graduiertenkolleg Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Bunsenstr. 3, 35037 Marburg.
eMail: milbradt@staff.uni-marburg.de