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Sogdiana Azhiben Gegenstand der vorliegenden
Studie ist es, anhand einer Analyse des radikal islamistischen Diskurses
und der in Zusammenhang mit sozio-ökonomischer und politischer Instabilität
stehenden Ereignisse in Andijan am 13. Mai 2005, den Einfluss des radikalen
Islams auf die enstehenden Konflikte in Usbekistan zu untersuchen. Zu
diesem Zweck wird unter Bezugnahme auf bestehende Theorien des politischen
Islams untersucht, mit welchen Narrativen und Diskursen der religiöse
Faktor, die usbekische Regierung, die internationale Staatengemeinschaft
und die usbekische Bevölkerung in den einheimischen und ausländischen
Medien dargestellt werden. Im ersten Abschnitt werden die zentralen Forschungsfragen
der Untersuchung formuliert und der Versuch unternommen, das Phänomen
des radikalen Islams in einer für das Verständnis des usbekischen
Falles angemessenen Weise in Begriffe zu fassen. Die folgenden drei Abschnitte
diskutieren den Zwischenfall von Andijan und geben eine detaillierte Analyse
seiner Vorbedingungen, seiner Entstehung und seiner Nachwirkungen. Die
Ergebnisse zeigen eine Kontinuität der Unterdrückung des Islam,
auch in der post-sowjetischen politischen Situation des heutigen Usbekistans.
Die radikal islamische Rhetorik, die zum Instrument des Konfliktaustrags
geworden ist, beruht stärker darauf, die Entstehung einer Opposition
zu verhindern, als auf einem anti-westlichen Widerstand gegen importierte
demokratische Werte. Um die usbekische Gesellschaft zu verstehen ist es
von Bedeutung dass es den radikal islamischen Ideen deswegen nicht gelungen
ist, die Unterstützung der breiten Bevölkerung zu gewinnen,
weil der gängige usbekische Islam eher eine Frage der Religiosität
denn eine Frage der Religion ist. Erstere, die auf Konzepten der Spiritualität
beruht, hat in der heimischen Kultur und Lebensart einen größeren
Einfluss und unterstützt Gewalt als Mittel der Einflussnahme nicht.
Politisch betrachtet stellt die Überbetonung des religiösen
Radikalismus jedoch einen Fehlschlag des politischen Systems dar, der
die Korruption begünstigt und notwendige soziale und ökonomische
Reformen verhindert. Sie trägt zur Verbreitung von Unzufriedenheit
bei, die in Form von Ressentiments gegenüber dem Gewaltmonopol des
Staates ihren Ausdruck findet. Darüber hinaus zeigt die Studie, dass
die Neuordnung der Sicherheitspolitik gegenüber Russland und China
die politische Absicht widerspiegelt, die islamistische Bedrohung mittels
einer erneuerten Kooperationsstrategie zu bekämpfen und künftige
Unruhen in Usbekistan zu verhindern. Letztlich ermöglicht ein solcher
"status quo" jedoch die Übertreibung radikaler religiöser
Strenge, welche der zunehmenden Radikalisierung zu öffentlicher Akzeptanz
verhilft. |
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eMail: bagira_uz@yahoo.com |
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