conflict & communication online, Vol. 6, No. 1, 2007
www.cco.regener-online.de
ISSN 1618-0747

 

 

 

Nicole Haußecker
Nachrichtenberichterstattung über Terrorismus. Eine Analyse der TV-Nachrichten über die Terroranschläge in Kenia 2002

Nach der starken Kritik der Medienberichterstattung über Terrorismus, besonders nach dem 11.09.2001, werden die theoretischen Hintergründe ausgewählter Kritikpunkte betrachtet und ein weiteres terroristisches Ereignis, die Anschläge in Kenia am 28.11.2002, inhaltsanalytisch untersucht.
Ziel dabei ist es, Aussagen bezüglich inhaltlicher und formaler Merkmale der Fernseh-berichterstattung über ein terroristisches Ereignis zu treffen. Deshalb liegt der Fokus auf den folgenden drei Forschungsfragen:
1. Welche Nachrichtenfaktoren spielen für die Selektion und Intensität der Berichterstattung über das terroristische Ereignis eine Rolle?
2. Wird mit Emotionalisierung gearbeitet?
3. Liegen negative Stereotype und/oder Feindbilder bezüglich der islamischen und arabischen Welt vor?
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen erwartete Tendenzen sowohl die Merkmale der Terrorismusberichterstattung als auch die Senderkonvergenzen und -divergenzen im dualen System betreffend.
Der Nachrichtenwert eines terroristischen Ereignisses ist anfänglich sehr hoch, jedoch verliert das Ereignis ab dem dritten Tag aufgrund diverser Nachrichtenfaktoren deutlich an Beachtung in der Berichterstattung.
Das Vorkommen emotionalisierender Mittel wird empirisch bestätigt. Nicht nur emotionale Sprache und Sprechweise, sondern vor allem Formen der expliziten Emotionalisierung sind vertreten. Damit wird die Vermutung bekräftigt, dass die Medien die mit den terroristischen Ereignissen verbundene beängstigende Stimmung senderabhängig unterschiedlich stark aufgreifen.
Ein direkter islamischer Feindbildaufbau ist in der Berichterstattung nicht zu verzeichnen. Allerdings liegen latente negative Bewertungstendenzen sowie negative Stereotype bezüglich der arabischen und islamischen Welt vor, die das seit dem 11.09.2001 negativ geprägte Bild festigen. Die meist narrativ inszenierte Fixierung auf Bin Laden und al Qaida erfolgt oberflächlich und vernachlässigt mögliche Hintergründe sowie kontextuelle Einordnungen.
Trotz der kritischen Stimmen nach dem 11.09.2001 findet der geforderte Wandel in der Terrorismus-Berichterstattung nicht in gewünschtem Ausmaß statt. Damals bemängelte Aspekte sind weiterhin vorzufinden, variieren jedoch senderspezifisch.

 

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Zur Autorin:
Nicole Haußecker, M.A., geb. 1978 in Jena. Studium der Medienwissenschaft, Psychologie und Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität (FSU) Jena und an der Universität Leipzig. Magisterarbeit zur Berichterstattung über Terrorismus in TV-Nachrichtensendungen.
Seit 04/2006 Doktorandin an der FSU Jena, arbeitet sie derzeit an ihrer Dissertation über "Tendenzen der Terrorismus-Berichterstattung in den Fernsehnachrichten und deren Wirkungen auf den Rezipienten. Eine Zeitreihenanalyse der Kovariation von Medienberichterstattung über Terrorismus und der öffentlichen Meinung".
Hauptarbeitsgebiete: Medien- und Kommunikationspsychologie, Nachrichtenforschung, Krisen- und Kriegsberichterstattung; besonderes Interesse am Verhältnis von Medien und Terrorismus.

Adresse: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institut für Psychologie, Am Steiger 3, Haus 1, D-07743 Jena.
Website: http://www.uni-jena.de/svw/compsy/
eMail: Nicole.Haussecker@uni-jena.de