conflict & communication online, Vol. 6, No. 1, 2007
www.cco.regener-online.de
ISSN 1618-0747

 

 

 

Bruno Baltodano, Jared Bishop, Jay Hmielowski, Jezreel Kang-Graham, Andrew Morozov, Brion White & Susan Dente Ross
Schuldzuschreibungen im Diskurs: Die Darstellung der palästinensisch-israelischen Beziehungen in der amerikanischen und kanadischen Presse

Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, herauszufinden, ob zwischen den USA und Kanada tiefgreifende Unterschiede in der kulturellen Neigung und Haltung bezüglich internationaler Konflikte und Friedensbemühungen bestehen. Als Untersuchungsmaterial dienten Artikel einer amerikanischen und einer kanadischen Tageszeitung, die als Produkte der jeweiligen kulturellen Haltung mittels kritischer Diskursanalyse untersucht wurden.
Es fanden sich zwar Differenzen zwischen den beiden Ländern in der Intensität und Häufigkeit von pro-militärischen Äußerungen, aber für die Annahme grundlegender Differenzen in Werten und Ansichten konnten keine Belege gefunden werden.
Eher zeugen Ähnlichkeiten in Sprachstil und Stimmung in der Berichterstattung über politische Ereignisse in Israel und Palästina von gemeinsam geteilten Perspektiven in Bezug auf den Nahost-Konflikt.
Ein Vergleich über zwei Jahre kanadischer resp. amerikanischer Berichterstattung sowohl zu den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen der Palästinenser als auch zu dem Rückzug Israels aus dem Gazastreifen, zeigt hohe Ähnlichkeit in der politischen Haltung beider Staaten.
Als Vergleichsmaßstab dienten den Autoren fünf Dimensionen, auf welchen Palästinenser und Israelis sich in weitgehend dichotomer Weise gegenüber stellen lassen.
Handelte es sich bei dem Nachrichtenkontext um Wahlen oder den Rückzug aus besetztem Gebiet, wurden beide Parteien von den Medien dennoch als Aktivisten in einem "Negativ-Null-Summen-Spiel" dargestellt.
Die Autoren weisen darauf hin, dass die parteiische Darstellung in beiden Staaten, enge Rollen für beide Parteien etabliert, die Verantwortung den Palästinensern zuschreibt und diese unter Druck setzt, indem sie Möglichkeiten der Konfliktlösung ausschließlich auf palästinensischer Seite sucht.
Der vorliegende Kulturvergleich der medial übermittelten Einstellungen weist eher auf ein Zusammenwachsen als auf einen Unterschied der beiden Kulturen entlang der längsten ungesicherten Grenze der Welt hin.
Weiterhin zeugen die Ergebnisse – wie bereits frühere Befunde – von der Existenz eines "Kriegsjournalismus" in den Medien der westlichen Welt. In Nachrichtenkontexten, welche die Möglichkeit geboten hätten, bedeutsame Elemente des Friedensjournalismus im Sinne von Johan Galtung anzuwenden, wurden diese weder von den kanadischen noch von den amerikanischen Tageszeitungen umgesetzt. Im Gegenteil entschieden sich beide Zeitungen in diesen Fällen für die herkömmliche Methode einer polarisierenden Berichterstattung.

 

  englischer Volltext  
 


Die Autoren:
Bruno Baltodano arbeitet zur Zeit an einem Ph.D. in Politikwissenschaft n der Washington State University. Als Nicaraguaner interessiert er sich besonders für politische Psychologie, Glaube und Revolution und Gruppenverhalten.
Jared Bishop schließt gerade seinen Master an der Washington State University ab. Er plant, zu den Themen Manifestation von Ideologie und Vorurteilen einen Ph.D. anzuschließen und interessiert sich allgemein für Kommunikationsforschung.
Jay Hmielowski ist ein Master-Student an der Edward R. Murrow School of Communication at Washington State University. Er plant, einen Ph.D anzuschließen.
Jezreel Kang-Graham arbeitet zur Zeit an einem Ph.D. in Kommunikationswissenschaft an der Washington State University .Seine Forschungsgebiete sind internationale/interkulturelle Kommunikation, Kommunikation im Organisationskontext, Diskursanalyse und Diskurse in internationalen Organisationen.
Andrew Morozov arbeitet an einem Ph.D. an der University of Washington und hat seinen Master in Kommunikationswissenschaft an der Washington State University erworben.
Brion White macht zur Zeit seinen Master an der Washington State University. Er strebt an, im Anschluss ein Ph.D.-Studium zu absolvieren.
Dr. Susan Dente Ross ist Vorsitzende der Graduate Group on Peace Communication (GGPC) an der Washington State University, welche diese Studie durchführte. Als Professorin für Kommunikationswissenschaft, Dekanin am College of Liberal Arts und Fulbright- Absolventin ist Ross Expertin in Medienrecht und Friedensjournalismus. Sie publizierte bereits in zahlreichen kommunikations- und rechtswissenschaftlichen Journalen wie z.B. Journalism and Mass Communication Quarterly, Communication Law and Policy, conflict and communication online und Mass Communication and Society.

Adresse: Dr. Susan Ross, Edward R. Murrow School of Communication, 213 Murrow East, Washington State University, Pullman WA 99164 USA
eMail: suross@wsu.edu