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Aude Plontz Die vorliegende quantitative
Inhaltsanalyse diente folgenden Zielen: zum einen der Beschreibung der
Berichterstattung über einen mitteleskalierten Konflikt, über
den deutsch-französischen Streit um den Vorsitz der Europäischen
Zentralbank, und zum anderem dem Aufspüren möglicher Einflußgrößen,
die eine deeskalationsorientierte Berichterstattung begünstigen könnten.
Zwei deutsche Tageszeitungen, die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die
Süddeutsche Zeitung, und zwei französische Tageszeitungen, Le
Figaro und Le Monde, wurden untersucht. Insgesamt wurden 1067 Kodiereinheiten
(Textabsätze) verschlüsselt. Die Verschlüsselung erfolgte
anhand eines Kodiersystems für mittel eskalierte Konflikte, das sich
an das Kodiersystem für hoch eskalierte Konflikte der Projektgruppe
Friedensforschung der Universität Konstanz anlehnt (s. Kempf, 2003,
S.137-40). Die Analyse der latenten Klassen ergab fünf Klassen zur
Beschreibung der Berichterstattungsstile: Dies sind von der größten
zur kleinsten Klasse geordnet: Abwertung des Gegenübers,
Betonung der Konfliktintensität mit Unterstützung deeskalationsorientierter
Bemühungen, Stellungnahme zum Konfliktverlauf,
Idealisierung der eigenen Seite, deeskalationsorientierte
Kritik der eigenen Seite. Die eskalationsorientierten Stile entsprechen
den in der Theorie der sozialen Identität von Taifel & Turner
(1986) beschriebenen Prozessen des Gruppenvergleichs: Benachteiligung
der Außengruppe (vgl. Abwertung des Gegenübers)
und Bevorzugung der Innengruppe (vgl. Idealisierung der eigenen
Seite). Insgesamt lässt sich die Berichterstattung als überwiegend
eskalationsorientiert mit einigen deeskalationsorientierten Merkmalen
kennzeichnen. Die Kontingenzanalysen ergaben, dass die französischen
Zeitungen, die Pro-Oppositionszeitungen und die in der letzten Konfliktphase
veröffentlichten Zeitungsartikel häufiger deeskalationsorientierte
Berichterstattungsstile verwendeten. Hingegen kamen in den deutschen Zeitungen,
den Pro-Regierungszeitungen und in den in der Anfangsphase des Konflikts
veröffentlichten Artikeln häufiger eskalationsorientierte Berichterstattungsstile
vor. Die politische Orientierung der Zeitungen (eher konservativ vs. eher
sozial-liberal) und die Länge der Artikel hingen mit der Orientierung
der Berichterstattung nicht zusammen. |
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