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Susanne Jaeger Der vorliegende Beitrag
beinhaltet die ersten Ergebnisse einer Langzeitstudie, bei der flächendeckend
die deutsche Nachkriegsberichterstattung über Frankreich von 1946
bis 1970 inhaltsanalytisch ausgewertet wurde. Die Studie stützt sich
dabei auf das Modell der Nachrichtenfaktoren von Johan Galtung, welche
nach seiner Ansicht die Auswahl der Themen bestimmen, die zu einer Nachricht
werden. Genau in diesen Selektionsroutinen liegt jedoch die implizite
Gefahr, Konflikte zu vertiefen statt sie einzudämmen bzw. durch ein
breites Verständnis der Hintergründe gewaltfrei bearbeitbar
zu machen. Für die Zeit nach einem Krieg könnten sie Hindernisse
auf dem Weg zur Annäherung und Aussöhnung ehemaliger Gegner
darstellen. Wie jedoch sieht die Berichterstattung nach dem Krieg tatsächlich
aus? Zeigen Massenmedien Bereitschaft zu einer veränderten Berichterstattung?
Der Fall der französisch-deutschen Aussöhnung, welcher als Beispiel
für einen gelungenen Aussöhnungsprozess gelten kann, belegt,
dass Friedensprozesse von den Medien durchaus adäquat begleitet werden
können: Z.B. ist der Anteil "positiver" Themen bzw. Berichterstattung
konsistent höher als der "negativer", und der Anteil von
Non-Elite-Themen steigt an und kündet von Interesse an französischer
Lebensart und Kultur. Die Ergebnisse zeigen, dass Negativismus in den
Medien kein Naturgesetz ist, sondern überwunden werden kann, wenn
Frieden und Versöhnung auf der Tagesordnung stehen. |
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Zur Autorin: Susanne Jaeger, Dipl.-Psych., Studium der Psychologie (Hauptfach) und Soziologie (Nebenfach) an der Universität Konstanz, Diplom 1996. Seit 1999 wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Projektgruppe Friedensforschung an der Universität Konstanz. Seit 2001 Mitarbeit im von der DSF geförderten Projekt "Nachrichtenmedien als Mediatoren von Demokratisierung, Peace Building und Versöhnung in Nachkriegsgesellschaften - Entwicklung eines friedensjournalistischen Modells". Derzeit Promotion zum Thema "Die deutsche Presseberichterstattung im Prozess der deutsch-französischen Aussöhnung". Adresse: Fachgruppe Psychologie, Universität Konstanz, D-78457 Konstanz. eMail: susanne.2.jaeger@uni-konstanz.de |
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