conflict & communication online, Vol. 2, No. 1, 2003
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ISSN 1618-0747

 

 

 

Lea Mandelzis
Veränderungen des Feindbildes im Nachrichtendiskurs israelischer Zeitungen, 1993-1994

Geht man davon aus, dass Mediendarstellungen eng mit der öffentlichen Meinung und den Grundlinien der Politik zusammenhängen, so sind sie in Übergangsperioden, während derer Menschen am empfänglichsten für Veränderungen sind, von besonderer Bedeutung. Die Oslo-Abkommen von 1993 markierten eine radikale Veränderung in der israelischen Politik. Die gegenseitige Anerkennung Israels und der Palästinensischen Befreiungsfront (PLO) und der Händedruck zwischen Premierminister Rabin und dem Vorsitzenden Arafat auf dem Rasen des Weißen Hauses im September 1993 stellten dramatische und revolutionäre Schritte dar. Sie spiegelten Veränderungen in der Haltung der israelischen Regierung und der israelischen Medien gegenüber der arabischen Welt im Allgemeinen und den Palästinensern im Besonderen wider.
Die vorliegende Studie untersucht Veränderungen, die sich im Nachrichtendiskurs zweier führender Zeitungen abzeichneten, während sich die israelische Gesellschaft von einer Kriegskultur abwandte und stattdessen eine Friedensvision entwickelte. Sie konzentriert sich auf Stereotype und Mythen bezüglich des erklärten Feindes des Staates Israel, nämlich Yasser Arafat und die PLO.
Die Untersuchungsstichprobe wurde nach dem Zufallsprinzip aus zwei aufeinanderfolgenden Zeitspannen ausgewählt, die durch die Unterzeichnung der Oslo-Abkommen - einem Wende- und Höhepunkt im Übergang vom Krieg zum Frieden - voneinander getrennt sind. Insgesamt wurden 1186 Zeitungsartikel, die auf den ersten beiden Seiten von Ha'aretz, einer qualitativ hochwertigen Zeitung, und Yedioth Achronoth, einer populäreren Publikation, erschienen waren, inhaltsanalytisch ausgewertet. Die ausgewählten Artikel bezogen sich auf Sicherheit, Frieden und Politik.
Die Prä-Oslo-Periode wurde definiert vom 20. Januar 1993 bis zum 26. August 1993; die Post-Oslo-Periode vom 3. September 1993 bis zum 31. Oktober 1994, als der Friedensvertrag zwischen Israel und Jordanien unterzeichnet wurde. Das wichtigste Thema oder der wichtigste Akteur im Zeitungsartikel wurde als "primär" definiert. Das zweitwichtigste Thema oder der zweitwichtigste Akteur im Text selbst wurde als "sekundär" definiert. Quantitative Untersuchungsmethoden wurden durch qualitative Daten ergänzt, d.h. durch ausgewählte Zitate aus den Zeitungsartikeln und Interviews mit Schlüsselfiguren der israelischen Politik.
Die Ergebnisse zeigen, wie Elemente der "Wirklichkeit" in den Nachrichtendiskurs implementiert werden. Während beider Zeitperioden reproduzierten und legitimierten die Zeitungen die je unterschiedlichen politischen Haltungen. Ein Vergleich zwischen der Darstellung von Sicherheit, Frieden und politischen Themen und Akteuren in beiden Perioden zeigt, dass die Routine-Nachrichtenstrategie darin bestand, die offizielle Politik und deren Stellungnahmen zu betonen.

 

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Zur Autorin: Lea Mandelzis erwarb ihren Ph.D. an der Universität, Leicester, UK. Zur Zeit ist sie Lehrbeauftragte am Department of Communication, Creativity and Criticism am Sapir College in Israel. Im Zentrum ihrer Forschungsinteressen steht die Beziehung von Medien und Politik, insbesondere die Repräsentation von Sicherheit, Frieden und Politik im Nachrichtendiskurs.

Adresse: 34 Einstein Street, Tel-Aviv 69101, Israel. e-mail: mandelzis@hotmail.com