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Michael Reimann
(Zürich) "Politik und Internet" ist ein weites Feld für praktische Anwendungsversuche wie für wissenschaftliche Begleitforschung geworden. Der Artikel untersucht, inwieweit Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) im allgemeinen und das "World Wide Web" im besonderen in einem vom Krieg zerrissenen Land wie Bosnien-Herzegowina im Sinne von "peacebuilding" für Demokratisierung und Verständigung zwischen den (ehemaligen) Konfliktparteien eingesetzt werden können. Aus Ansätzen der Friedens- und Konfliktforschung, sowie der Informationswissenschaft werden dazu Kriterien abgeleitet, die für einen adäquaten Einsatz des Internets erfüllt sein sollten, bzw. aus denen abgeleitet werden kann, wie Internetangebote gestaltet sein sollten, damit sie entsprechend wirken können. Diese Kriterien inklusive der jeweiligen Operationalisierungen lauten:
Im empirischen Teil
wird zunächst die Problematik des "Allgemeinen Zugangs"
zum Internet in Bosnien-Herzegowina dargestellt, indem Daten zur Telekommunikationsinfrastruktur
und zur Verbreitung und Nutzung des Internets gegeben und Projekte zur
Verbesserung der Situation vorgestellt werden. Im weiteren werden die
entwickelten Kriterien an ausgewählte IKT-Projekte und Internet-Homepages
nationaler und internationaler Institutionen und Organisationen angelegt,
die an Demokratisierung und Verständnisbildung beteiligt sind. Als
Beispiel für "bad practice" wird die Homepage des "Office
of the High Representative" der Vereinten Nationen dargestellt, da
diese Website fast ausschliesslich in englischer Sprache gehalten und
somit für bosnische Bürger nahezu unzugänglich ist. Als
Beispiele für "good practice" - zumindest in bezug auf
bestimmte Kriterien - können die Homepages der bosnischen Zentralbank,
der "Mine Action Centers", sowie der OSZE Mission in Bosnien-Herzegowina
gelten. Das im Bereich Bildung angesiedelte Projekt "D@dalos"
deckt so gut wie alle entwickelten Kriterien ab; es ist konfliktlösungsorientiert
und kann somit als ein echtes "Demokratisierungsprojekt" gelten,
das das demokratie- und verständnisfördernde Potential des Internets
konkret nutzt.
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Zum Autor: Michael Reimann, geb. 1966. Diplom in Psychologie (Universität Oldenburg, Deutschland, 1995); Diplom in Informationswissenschaften (Universität Konstanz, Deutschland, 2001). 1995-1997 Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Projektgruppe Friedensforschung an der Universität Konstanz; seit 2001 Learning Software Designer beim International Relations and Security Network an der ETH Zürich (Schweiz); Autor verschiedener Artikel zur Medienberichterstattung über den Golfkrieg und den Bosnien-Konflikt Adresse: eMail: reimann@sipo.gess.ethz.ch |
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