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Margarita Kondopoulou
(Leicester) Die NATO-Luftangriffe
(24/3/99-10/6/99), welche ein Ende der Misshandlung der albanischen Bevölkerung
durch die Serben erzwingen sollten, wurden von einem Großteil der
internationalen Staatengemeinschaft unterstützt. In Griechenland
jedoch wurden sie ganz anders wahrgenommen. Eine Schlüsselposition
für die stark ablehnende Haltung Griechenlands nahmen die griechischen
Medien ein. Ihrer Auffassung nach bestand der wahre Grund für die
NATO-Offensive in einer Änderung der geopolitischen Landkarte zum
Vorteil des Westens, insbesondere der USA.
Eine Untersuchung
der Medieninhalte zeigt, dass die griechischen Medien trotz aller Unterschiede
in der politischen Ausrichtung und ungeachtet der Unterschiede in der
Paraphrasierung der Anti-NATO-Argumente eine einheitliche Oppositionshaltung
einnahmen. Zwar richteten sie ihre Aufmerksamkeit mehr oder weniger auf
dieselben Themengebiete wie die Medien in der übrigen Welt, verkehrten
jedoch die Argumentationsrichtung in ihr Gegenteil (so wurde z.B. die
Schuld für das Flüchtlingsproblem den NATO-Luftangriffen zugewiesen
und nicht den serbischen Gräueltaten). Die griechischen Medien nahmen
generell eine Antikriegs-, Anti-NATO- und antialbanische sowie eine im
Prinzip proserbische Position ein. Die Untersuchung der Herangehensweise
der griechischen Medien an den Kosovo-Konflikt zeigt einerseits deren
deutliche Antipathie gegenüber der "humanitären" NATO-Logik
und dem kosovo-albanischen Faktor sowie andererseits eine aus einer Vielzahl
von historischen, kulturellen, sozialen und geopolitischen Bedingungen
gespeiste Empathie gegenüber den Serben. Darüber hinaus zeigt
sie, dass diese Charakteristika mit einem wiederkehrenden Muster von ausgeprägtem
Nationalismus übereinstimmen, welches für den Mediendiskurs
und die journalistische Praxis im allgemeinen prägend ist. |
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Zur Autorin: Margarita Kondopoulou hat mehrere Jahre lang für verschiedene griechische Radiostationen und Magazine als Journalistin gearbeitet. Sie hat einen BA Abschluß in Englischer Literatur vom American College of Greece (Deree) und einen MA Abschluß in Massenkommunikation vom Centre for Mass Communication Research (CMCR) an der University of Leicester, UK. Derzeit ist sie als Lehrbeauftragte im MA Fernstudienkurs am Centre for Mass Communication Research (CMCR) an der University of Leicester, UK, beschäftigt und arbeitet an ihrer Dissertation zur vergleichenden Analyse der griechischen und britischen Presseberichterstattung über die Kosovo-Krise. Sie hat zu diesem Thema mehrere Artikel publiziert. Adresse: Distance Learning Office, Centre for Mass Communication Research, University of Leicester, PO Box 6359, Leicester, LE1 7YZ, UK. e-mail: mk38@le.ac.uk |
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