conflict & communication online, Vol. 16, No. 1, 2017
www.cco.regener-online.de
ISSN 1618-0747

 

 

 

Peter Ullrich & Michael Kohlstruck
Muster der öffentlichen Kommunikation über Antisemitismus. Das Beispiel der Rezeption der Studie „Antisemitismus als Problem und Symbol“

Die Studie „Antisemitismus als Problem und Symbol“ untersuchte die divergierenden Sichtweisen auf Antisemitismus bei Akteuren aus Berlin, die auf verschiedene Konzepte, Beobachtungsfelder, Organisationslogiken und Auseinandersetzungen um die symbolischen Aufladungen des Themas Antisemitismus zurückzuführen sind. Die Rezeption der Studie durch Massenmedien und politische Akteure war ebenso divers und ist Gegenstand des Aufsatzes. Trotz aller Divergenz in den Lesarten offenbaren sich in der Rezeption positionsübergreifende Deutungsmuster einer ritualisierten öffentlichen Kommunikation über Antisemitismus. Dies wird in drei Aspekten ausgeführt: Dominanz der Quantifizierung antisemitischer Phänomene (Quantitätsframe) und inhaltliche Entkonkretisierung (1), vage Antisemitismusdefinitionen und Dichotomisierung des Feldes (2), Entdifferenzierung von Antisemitismusphänomenen und Unterschätzung ihrer Symboldimension (3). Die Autoren schlussfolgern, dass es einer wissenssoziologisch ausgerichteten Antisemitismusforschung bedarf, die die Analyse von antisemitischen Phänomenen (Problemdimension) einbettet in die Analyse ihrer Thematisierungsweisen (Symboldimension).



 

  englischer Volltext  
 

Die Autoren:
Peter Ullrich, Dr. phil. Dr. rer. med., Soziologe/Kulturwissenschaftler, Ko-Leiter des Forschungsbereichs „Soziale Bewegungen, Technik, Konflikte“ am „Zentrum Technik und Gesellschaft“ und Fellow am Zentrum für Antisemitismusforschung (beides Technische Universität Berlin) sowie Mitglied des Instituts für Protest- und Bewegungsforschung. Arbeitsschwerpunkte: Politische Soziologie, Protestforschung,  Protest-Policing, Antisemitismus/Antizionismus/Antisemitismusdebatten. Wichtige Veröffentlichungen: „Die Linke, Israel und Palästina“ (Berlin 2008), „Deutsche, Linke und der Nahostkonflikt. Politik im Antisemitismus- und Erinnerungsdiskurs“ (Göttingen 2013) und „Antisemitismus als Problem und Symbol“ (zus. mit M. Kohlstruck, Berlin 2015), Ko-Hrsg. von „Kritik mit Methode?“ (Berlin 2007), „Kontrollverluste. Interventionen gegen Überwachung“ (Münster 2009), „Conceptualizing Culture in Social Movement Research“ (Basingstoke 2014).
eMail: ullrich@ztg.tu-berlin.de Website: http://textrecycling.wordpress.com

Michael Kohlstruck, Dr. phil.,  Politikwissenschaftler. Seit 2002 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Antise-mitismusforschung der Technischen Universität Berlin, „Arbeitsstelle Jugendgewalt und Rechtsextremismus“. Arbeits-schwerpunkte: politische Soziologie: Rechtsextremismus, Jugendforschung, Zeitgeschichte und politische Kultur. Jüngere Publikationen u.a.: Einblicke V. Ein Werkstattbuch, Potsdam 2016 (hg. zusammen mit Dirk Wilking) https://depositonce.tu-berlin.de/handle/11303/5433. Bilder kollektiver Gewalt - Kollektive Gewalt im Bild. Annäherungen an eine Ikonographie der Gewalt. Für Werner Bergmann zum 65. Geburtstag, Berlin 2015 (Hg. zusammen mit Stefanie Schüler-Springorum und Ulrich Wyrwa).
Website: http://www.tu-berlin.de/fakultaet_i/zentrum_fuer_antisemitismusforschung/menue/ueber_uns/mitarbeiter/kohlstruck_dr_michael/