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Solveig Steien
"Beinahe im Krieg". Der Mohammed-Karikaturen-Streit in den
norwegischen Medien
Im Januar und Februar
2006 erlebten die Norweger die Verbrennung ihrer nationalen Fahne in Palästina
und die Verbrennung norwegischer Botschaften und Konsulate in Syrien,
dem Libanon und dem Iran aus dem einfachen Grund weil zwölf dänische
Mohammed-Karikaturen der Jyllands-Posten in Norwegen nachgedruckt worden
waren; die Karikaturen wurden drei Monate nach ihrem ursprünglichen
Erscheinen in Dänemark in der unbedeutenden christlichen Wochenzeitung
Magazinet veröffentlicht. Im Februar 2006 wurden die norwegischen
ISAF-Streitkräfte angegriffen. Dieser Konflikt hatte einen überraschenden
Einfluss auf die Innen- und Außenpolitik und die norwegische Veröffentlichung
der Karikaturen löste eine globale Eskalation des Streits aus; Norwegische
Zeitungen schrieben, dass sich das Land "beinahe im Krieg" befinde.
In meiner Studie habe ich untersucht, wie einige führende norwegische
Zeitungen (Aften, Aftenposten, Dagbladet, Dagens Næringsliv, Dagsavisen
and VG) diese unerwartete Krise dargestellt haben, und basierend auf der
Unterscheidung zwischen Kriegs- und Friedensjournalismus die verschiedenen
Diskurse analysiert, die zu einem substantiellen Teil der Medienberichterstattung
wurden.
Das Konzept des Kriegs- vs. Friedensjournalismus wurde zwar ursprünglich
nicht als Analyseinstrument für Medientexte oder Photographien entwickelt,
sondern als praktisches Hilfsmittel für Journalisten in Konflikt-
und Kriegssituationen. Gleichwohl bietet es eine Grundlage, auf welcher
die Ergebnisse journalistischer Arbeit begutachtet und mit den professionellen
Normen und ethischen Codes der Medien verglichen werden können. Zugleich
zeigen das Aufkommen von Diskursen wie "Kampf der Kulturen",
"Meinungsfreiheit", "wir" vs. "sie", z.B.
"wir" vs. die Muslime, und die von der Presse verwendeten Quellen
eine gute Passung mit dem Konzept.
Der Schwerpunkt der Analyse liegt auf Leitartikeln und Kommentaren ebenso
wie auf inländischen Reportagen und Korrespondentenberichten. Mit
der Analyse der Artikel verfolgte ich zugleich das Ziel, einige Bereiche
zu skizzieren in denen das Konzept des Friedens- vs. Kriegsjournalismus
einer Weiterentwicklung bedarf um ein umfassenderes und/oder adäquateres
Instrument der Medienanalyse abzugeben.
Im Februar 2008 flammte der Konflikt in Dänemark erneut auf. In Reaktion
auf von der dänischen Geheimpolizei so genannte konkrete Attentatspläne
gegen Jylland-Postens Karikaturisten Kurt Wesetergaard, haben einige größere
dänische Zeitungen die Mohammed-Karrikaturen am 13. Februar 2008
nachgedruckt um damit ihrer Solidarität mit dem Karikaturisten Ausdruck
zu verleihen und gegen "'terroristische' Bedrohung" zu protestieren,
"welche die Unterbindung der Meinungsfreiheit zum Ziel habe"
(jp.dk., February 13, 2008).
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Zur Autorin:
Solveig Steien (b. 1955) ist eine norwegische Journalistin und Lehrbeauftrage
am Oslo University College, Department of Journalism. In ihrer Dissertation
"When Norway Was Almost at War, the Mohammed cartoons Controversy
in Norwegian Newspapers" (Juni 2007) untersuchte sie, wie sechs überregionale
norwegische Zeitungen im Winter 2006 über den Mohammed-Karikaturen-Streit
berichteten. Solveig Steien ist Mitglied der internationalen Abteilung
des norwegischen Schriftstellerverbandes.
eMail: solveig.steien@gmail.com
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