conflict & communication online, Vol. 6, No. 2, 2007
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ISSN 1618-0747

 

 

 

Linda Nassanga Goretti
Angewandter Friedensjournalismus: Evaluation der Berichterstattung über den Konflikt in Norduganda

Der vorliegende Artikel befasst sich mit einer Analyse der Berichterstattungen über den Konflikt in Norduganda so wie den friedensjournalistischen Konzepten, die sich aus den Ergebnissen der Analyse ableiten lassen.
Als Untersuchungsmaterial dienten die Berichte einer privaten und einer staatlichen Tageszeitung über einen Zeitraum von drei Jahren.
In der Studie wurden folgende quantitative und qualitative Variablen erhoben: Häufigkeit der Berichterstattung über den Konflikt, journalistische Form der Berichtserstattung (Nachrichtenmeldung vs. andere Form), Autor (Journalist vs. nicht-Journalist), Stellenwert und Platzierung des Berichts, Ausgewogenheit vs. Parteilichkeit der Berichterstattung, Sprachstil und Haltung, inhaltlicher Fokus, Beachtung von Friedensbemühungen und Verwendung von Bildern.
Die Einleitung beschreibt zunächst Annahmen über Konfliktkonzepte und Erklärungsmöglichkeiten für die Ursachen andauernder Konflikte in heutigen Gesellschaften.
Basisannahme ist, dass die Macht- und Ressourcenverteilungen innerhalb einer Gesellschaft von deren Mitgliedern unterschiedlich gerecht empfunden werden. Diese Interpretationsunterschiede bieten die Basis für Konflikte, die im Verlauf zu Bürgerkriegen eskalieren können. In diesem Rahmen werden im Folgenden die Hauptursachen für Konflikte auf dem afrikanischen Kontinent erklärt.
Weiterhin liefert der Artikel spezielle Informationen über den Hintergrund des Konflikts in Norduganda, wo seit der Machtübernahme durch Präsident Museveni im Jahr 1986 bürgerkriegsähnliche Zustände herrschen.
Ein Überblick über die Publikationsformen zeigt, dass die meisten Berichte über den Krieg in Form von Nachrichtenmeldungen publiziert wurden, und es nur in seltenen Fällen ausführlichere Features gab.
Damit wird deutlich, dass die Nachrichtenmedien bzw. die entsprechenden Journalisten zu großem Teil sowohl dafür verantwortlich sind, was die Bevölkerung über den Krieg erfährt als auch dafür wie der Krieg in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.
Aus dem Vergleich einer regierungsnahen und einer privaten Tageszeitung wurde deutlich, dass die regierungsnahe Zeitung größtenteils verzerrt zu Gunsten der Regierung berichtete und damit klar Partei ergriff, während die private Zeitung einen versöhnlicheren Ton anschlug und in ihren Berichten Informationen beider Konfliktparteien berücksichtigte.
In der privaten Zeitung fanden auch Friedensaktivitäten Berücksichtigung, wenngleich jenigen der Regierung überrepräsentiert waren.
In der anschließenden Evaluation dieser Formen der Berichterstattung, widmet sich die Autorin den entsprechenden Konsequenzen.
Eine Stärke jeder Form der Medienberichterstattungen über den Krieg wird darin gesehen, das Interesse der Bevölkerung an dem Thema zu verstärken.
Auf der anderen Seite konnte die Autorin über die Betrachtung von Art und Inhalt der Berichterstattung eine starke Selbstzensur der Journalisten beobachten, die einer friedensorientierte Berichterstattung über den Krieg im Weg steht. Diese Selbstzensur wird teilweise durch die Anti-Terror-Verordnung erklärt, welche es zu einem Staatsverbrechen macht, für Terroristen potentiell nützliche Informationen zu veröffentlichen. Neben dieser Verordnung werden jedoch noch weitere potentielle Störfaktoren in der Umsetzung des Friedensjournalismus diskutiert.
Abschließend gibt die Autorin praktische Empfehlungen, wie der Friedensjournalismus zur Unterstützung des Friedensprozesses in Norduganda besser umgesetzt werden könnte.

 

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Zur Autorin:
Linda Nassanga ist Professorin und Koordinatorin des Master-Studienganges am Mass Communication Department der Makerere University, Kampala, Uganda. Ihre Forschungsinteressen umfassen die Entwicklung der Massenkommunikation, im Speziellen die Themen: Gender und Medien, Umwelt, Frieden und Konflikt, Aufklärung/ Familienplanung, Kinder, Bevölkerungsentwicklung, mediale Taktiken und Regulationen.
Sie ist Mitglied der folgenden Organisationen: Africa Council on Communication Education; Africa Network for Environment Journalists, East Africa Media Institute; Uganda Media Women's Association and Faculty of Arts Research & Higher Degrees Committee.

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