conflict & communication online, Vol. 6, No. 2, 2007
www.cco.regener-online.de
ISSN 1618-0747

 

 

 

Jake Lynch
Der Friedensjournalismus und seine Gegner

Anliegen des Autors ist es, auf die Kritik an den Konzepten des Friedensjournalismus von Seiten des Journalisten David Loyn und des Medienwissenschaftlers Thomas Hantizsch zu antworten, indem er auf eigene Erfahrungen in Journalismus und Friedensforschung zurückgreift.
Der Autor argumentiert, dass konventionelle Journalisten, wie Loyn, die Trennlinien innerhalb der Friedensjournalismus-Debatte oft falsch ziehen, da sie zu sehr auf Realismus und Faktenhaltigkeit der Nachrichten fixiert sind.. Damit werden zugleich einige der wichtigsten Forschungsergebnisse aus der Journalismus- und Kommunikationsforschung ignoriert.
Auf der anderen Seite argumentieren Wissenschaftler, wie Hanitzsch, dass die konventionelle Art der Berichterstattung akkurater und funktionaler sei als friedensjournalistische Ansätze, indem sie wichtige Ergebnisse der Friedensforschung bewusst ausklammern.
Die Tatsache, dass die friedensjournalistischen Leitlinien und Konzept aus den Ergebnissen der Friedens - und Konfliktforschung abgeleitet wurden, während man sich in der konventionelle Nachrichtenindustrie häufig an nicht-empirischen Konventionen orientiert, spricht jedoch für die Anwendung des Friedensjournalismus in der Berichterstattung über Konflikte.
Ein weiterer Vorwurf an den Friedensjournalismus besteht darin, er beruhe auf einem rein individualistischen Modell journalistischer Arbeit und schenke den realen Arbeitsbedingungen, mit denen Reporter und Herausgeber konfrontiert sind, zu wenig Beachtung.
Diesem Argument begegnet der Autor, indem er die praktischen Bedingungen zwar als handlungsleitende, jedoch nicht als komplett determinierende Einflussfaktoren anerkennt.
Abschließend werden die potentiellen Leistungen des Friedensjournalismus hervorgehoben, welche unter anderem in seinen Beiträgen zur Mobilisierung sozialer Ressourcen und Anstößen zu strukturellen Reformen liegen, so wie in der Umsetzung existierender reformatorischer Konzepte.
Zusammenfassend wird festgestellt, dass die konventionelle Journalismusforschung den Ergebnissen der Friedensforschung zu wenig Aufmerksamkeit widmet und daraus abgeleitete pragmatische Konventionen dem Anspruch eines friedensorientierten Bezugsrahmens der Berichterstattung nicht gerecht werden.

 

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Zum Autor:
Jake Lynch ist Professor am Centre for Peace and Conflict Studies an der University of Sydney. Er ist Gründungsmitglied der Peace Journalism Commission der International Peace Research Association und der Peace Journalism Group des Toda Institute for Peace and Policy Research.
Als Journalist war er tätig als Nachrichtensprecher für BBC World television, als politischer Korrespondent bei Sky News und als Sydney-Korrespondent der Londoner Tageszeitung Independent. Er veröffentlichte verschiedene Bücher, Buchkapitel und Studienartikel, so wie zahlreiche Kommentare und Diskussionsbeiträge zum Thema Friedensjournalismus.

Adresse: Centre for Peace and Conflict Studies, Mackie Building K01, University of Sydney, NSW 2006, Australia
eMail: jake.lynch@arts.usyd.edu.au, Website: http://www.arts.usyd.edu.au/centres/cpacs/