conflict & communication online, Vol. 5, No. 2, 2006
www.cco.regener-online.de
ISSN 1618-0747

 

 

 

Irina Wolf
Hizb ut-Tahrir in Kirgisistan: Quantitative Medieninhaltsanalyse

Für den Durchschnittsbürger stammt Wissen über jegliche Organisationen normalerweise eher von den Massenmedien als aus direkter Interaktion, insbesondere, wenn eine Organisation geheim ist. Diese Studie versucht zu ermitteln, wie viele und welche Art von Informationen die Menschen in Kirgisistan durch die Lektüre der Vechernii Bishkek (VB), der nationalen kirgisischen Zeitung mit der höchsten Auflage im Land in der Periode von 2001–2005 über die religiöse Organisation Hizb ut-Tahrir (HT) erhalten haben. Diese Organisation wurde von der kirgisischen Regierung als extremistisch eingestuft. Die Haupthypothese dieser Studie, dass die Berichterstattung über Hizb ut-Tahrir in der Vechernii Bishkek in den letzten fünf Jahren kein vollständiges Bild der Organisation geliefert habe, wurde mittels elf Unterhypothesen geprüft. Die Untersuchungsmethode ist zweigeteilt – quantitativ und qualitativ. Halbstrukturierte Interviews mit vier Journalisten der Vechernii Bishkek, die den größten Teil der relevanten Artikel geschrieben hatten, und qualitative Inhaltsanalysen der ausgewählten Artikel trugen dazu bei, die quantitativen Ergebnisse zu erklären und die "Warum" und "Na und?"-Fragen zu beantworten.
Während der letzten fünf Jahre haben VB-Journalisten mehr Artikel über HT geschrieben als andere Journalisten der bedeutendsten kirgisischen Printmedien. VB scheiterte jedoch aufgrund politischer und sozialer Einschränkungen für Journalisten und Zeitungen daran, ein vollständiges Bild und ausgewogene Informationen über diese Organisation zu liefern. Jede positive Berichterstattung über die verbotene und geheime Organisation richtet sich gegen die offizielle Meinung über HT, die noch immer die Tagesordnung für private, aber regierungsorientierte Zeitungen in Kirgisistan bestimmt.

 

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Zur Autorin:
Irina Wolf erhielt ihr M.A. in den Politikwissenschaften von der OSZE Akademie in Bischkek und ihr B.A. in internationaler und vergleichender Politik von der Amerikanischen Universität in Bischkek in Zentralasien. Seit kurzem arbeitet sie am Amt der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH in Bischkek als Assistentin des Offiziellen Repräsentanten in Kirgisistan und Tadschikistan.

Adresse: Kyrgyzstan, Karabalta 722000, ulitza Vosmoe Marta, 17
eMail: wolf.irina@gmail.com; irina.wolf@gtz.kg