|
Chanan Naveh
Die Rolle der Medien bei der Etablierung internationaler Sicherheitsregime
In diesem Aufsatz
wird der Einfluss der Medien auf internationale Sicherheitsregime untersucht:
Wie beeinflussen die Medien den Lebenszyklus internationaler Regime von
ihrem Entstehen über die Phase ihrer Etablierung, Konsolidierung
und Stabilisierung bis hin zu ihrem Niedergang? Obwohl der Beitrag besonders
auf die Rolle der Medien bei der Entwicklung von abhebt, steht außer
Frage, dass die Medien den Lebenszyklus aller internationalen Regime beeinflussen,
wie auch immer diese beschaffen sind.
Die Analyse sowohl der Beziehungen zwischen Medien und Sicherheitsregimen
im Allgemeinen als auch des spezifischen Beitrags der Medien zu jeder
einzelnen Entwicklungsstufe der Sicherheitsregime erfolgt mit kommunikationswissenschaftlichen
Methoden. Untersucht werden die Medienagenda, die "Nachrichtenwerte"
der Medien und deren verschiedene Funktionen sowie die Fähigkeit
der Medien, öffentliche Unterstützung für das jeweilige
Anliegen des Regimes zu mobilisieren.
Die meisten bisherigen Studien haben die Wechselbeziehungen zwischen Mustern
der Medienkommunikation und globalen Entwicklungen auf der Ebene von Staaten
bzw. hinsichtlich der Formulierung der Außenpolitik dieser Staaten
untersucht. Die internationale Dimension dieser Beziehungen dagegen wurde
weitgehend ignoriert. Anliegen des vorliegenden Beitrags ist es, dieses
Desiderat zu beseitigen. Die entsprechenden Prozesse werden anhand der
Fallstudie des internationalen Anti-Irak- Sicherheitsregimes dargestellt.
Auch wenn sich der Beitrag auf das spezifische Anti-Irak-Regime konzentriert,
muss dabei beachtet werden, dass dieses wiederum Teil eines allgemeineren
Anti-Schurken-Regimes ist, das den Krieg gegen den weltweiten Terrorismus
führt.
Die Untersuchung der Entwicklung der Medien in Wechselwirkung mit dem
Anti-Irak- Sicherheitsregime lehrt uns, dass die Medien in internationalen
Krisen einhellig das Regime unterstützen, das "die Bösen"
bekämpft. Wenn das Regime sich jedoch weiter entwickelt, sich auf
umstrittenes Terrain begibt und an Legitimität verliert, verringert
sich auch die Unterstützung durch die Medien. Die Medien können
sich dann sogar in eine oppositionelle Kraft verwandeln und mit denjenigen
verbünden, die sich dem Regime widersetzen.
Die Untersuchung des Falles Irak zeigt, dass die Akteure, die ein internationales
Regime forcieren und befördern (unabhängig davon, ob es sich
dabei um eine Sicherheitsregime oder ein anderes Regime handelt), sich
auch auf die richtige Handhabung der internationalen Medien vorbereiten
müssen. Sie müssen geeignete Medienstrategien ausarbeiten und
Instrumente der Public Relations entwickeln, mit denen die Medien dazu
befähigt werden, diejenigen Kräfte zu unterstützen, die
das Regime und dessen Normen repräsentieren.
|
|