conflict & communication online, Vol. 4, No. 1, 2005
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ISSN 1618-0747

 

 

 

Chanan Naveh
Die Rolle der Medien bei der Etablierung internationaler Sicherheitsregime

In diesem Aufsatz wird der Einfluss der Medien auf internationale Sicherheitsregime untersucht: Wie beeinflussen die Medien den Lebenszyklus internationaler Regime von ihrem Entstehen über die Phase ihrer Etablierung, Konsolidierung und Stabilisierung bis hin zu ihrem Niedergang? Obwohl der Beitrag besonders auf die Rolle der Medien bei der Entwicklung von abhebt, steht außer Frage, dass die Medien den Lebenszyklus aller internationalen Regime beeinflussen, wie auch immer diese beschaffen sind.
Die Analyse sowohl der Beziehungen zwischen Medien und Sicherheitsregimen im Allgemeinen als auch des spezifischen Beitrags der Medien zu jeder einzelnen Entwicklungsstufe der Sicherheitsregime erfolgt mit kommunikationswissenschaftlichen Methoden. Untersucht werden die Medienagenda, die "Nachrichtenwerte" der Medien und deren verschiedene Funktionen sowie die Fähigkeit der Medien, öffentliche Unterstützung für das jeweilige Anliegen des Regimes zu mobilisieren.
Die meisten bisherigen Studien haben die Wechselbeziehungen zwischen Mustern der Medienkommunikation und globalen Entwicklungen auf der Ebene von Staaten bzw. hinsichtlich der Formulierung der Außenpolitik dieser Staaten untersucht. Die internationale Dimension dieser Beziehungen dagegen wurde weitgehend ignoriert. Anliegen des vorliegenden Beitrags ist es, dieses Desiderat zu beseitigen. Die entsprechenden Prozesse werden anhand der Fallstudie des internationalen Anti-Irak- Sicherheitsregimes dargestellt. Auch wenn sich der Beitrag auf das spezifische Anti-Irak-Regime konzentriert, muss dabei beachtet werden, dass dieses wiederum Teil eines allgemeineren Anti-Schurken-Regimes ist, das den Krieg gegen den weltweiten Terrorismus führt.
Die Untersuchung der Entwicklung der Medien in Wechselwirkung mit dem Anti-Irak- Sicherheitsregime lehrt uns, dass die Medien in internationalen Krisen einhellig das Regime unterstützen, das "die Bösen" bekämpft. Wenn das Regime sich jedoch weiter entwickelt, sich auf umstrittenes Terrain begibt und an Legitimität verliert, verringert sich auch die Unterstützung durch die Medien. Die Medien können sich dann sogar in eine oppositionelle Kraft verwandeln und mit denjenigen verbünden, die sich dem Regime widersetzen.
Die Untersuchung des Falles Irak zeigt, dass die Akteure, die ein internationales Regime forcieren und befördern (unabhängig davon, ob es sich dabei um eine Sicherheitsregime oder ein anderes Regime handelt), sich auch auf die richtige Handhabung der internationalen Medien vorbereiten müssen. Sie müssen geeignete Medienstrategien ausarbeiten und Instrumente der Public Relations entwickeln, mit denen die Medien dazu befähigt werden, diejenigen Kräfte zu unterstützen, die das Regime und dessen Normen repräsentieren.

 

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Zum Autor:
Chanan Naveh ist Lehrbeauftragter am International Relations Department der Hebrew University und am Political Science Department der Universität Tel Aviv. Er arbeitet als Redakteur bei der öffentlich-rechtlichen israelischen Radiostation Voice of Israel.

Adresse: School of Communication Sapir Academic College, D.N. Hof Ashkelon 79165, Israel. eMail: msnaveh@huji.ac.il