conflict & communication online, Vol. 2, No. 1, 2003
www.cco.regener-online.de
ISSN 1618-0747

 

 

 

Anat First & Eli Avraham
Veränderungen des politischen, sozialen und medienbezogenen Umfelds und ihre Auswirkungen auf die Berichterstattung über Konflikte: das Beispiel der arabischen Bürger Israels

Die vorliegende Studie untersucht, in welcher Weise die arabischen Bürger Israels in den hebräischen Medien porträtiert werden. Insbesondere geht es dabei um die Berichterstattung der nationalen Presse über zwei gewaltsame Zwischenfälle: über die Ereignisse rund um den ersten "Land Day" (30.03.76) und über die Ereignisse während der ersten beiden Wochen der Al-Aksa Intifada im Oktober 2000. Damit verfolgen wir zwei Ziele. Erstens wollen wir die Art und Weise explorieren, wie die israelischen Araber während gewaltsamer Konflikte dargestellt werden, so dass die jüdische Bevölkerung sie als eine Bedrohung erlebt; und zweitens soll durch die Betrachtung dieser Darstellungsmittel in ihrem zeitlichen Rahmen die Annahme überprüft werden, dass der Darstellungsprozess dynamischer Natur ist und in sozialer wie auch in symbolischer Hinsicht von der sich ändernden "Realität" beeinflusst wird. Als Untersuchungsmethode kamen sowohl quantitative als auch qualitative Verfahren der (Medien-)Inhaltsanalyse zum Einsatz.
Zwei Hauptfragen stehen im Mittelpunkt unserer Arbeit: 1. Wie wird "der andere" während des Ausbruches eines nationalen/ethnischen Konflikts in den nationalen Medien dargestellt? Mit anderen Worten, wie werden arabische Israelis in der israelischen Presse geschildert? 2. Verändert sich diese Darstellung in den verschiedenen Zeitungen im Laufe der Jahre, und wie lässt sich ein solcher Unterschied erklären?
Zwei hebräischsprachige Zeitungen - ein Boulevardblatt und eine Qualitätszeitung - wurden analysiert und hinsichtlich der Art ihrer Berichterstattung über die Ereignisse miteinander verglichen. Die Ergebnisse zeigen Ähnlichkeiten in der Berichterstattung über beide Ereignisse in beiden Zeitungen, darunter die Darstellung der Ereignisse auf der Folie von Aufruhr und Terror, die Identifikation der israelischen Araber als Feind und die Nicht-Thematisierung der Ereignisse als Bürgerprotest. Beide Zeitungen übernahmen die Sichtweise des Establishments und der Sicherheitskräfte und ignoriertem die arabische Stimme. Die Berichterstattung bediente sich einer "Wir-gegen-sie"-Terminologie, und die arabischen Führer wie auch die Hintergründe der Ereignisse wurden delegitimiert. Dennoch gab es gewisse Unterschiede in der Berichterstattung der beiden Zeitungen. Diese Unterschiede beruhen auf den im Laufe der Jahre eingetretenen Veränderungen im sozio-politischen Umfeld, im Umfeld der Medien und in der arabisch-israelischen Bevölkerung.

 

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Zu den Autoren:
Eli Avraham (PhD, Hebrew University of Jerusalem, 1998) ist Assistant Professor am Department of Communication an der Universität Haifa, Israel. Im Zentrum seiner Forschungsinteressen steht das Medienimage sozialer Gruppen.
Adresse
: Department of Communication, Haifa University, Mount Carmel, Haifa, 31905, Israel. e-mail: eavraham@com.haifa.ac.il

Anat First (PhD, Hebrew University of Jerusalem, 1995) ist Senior Lecturer für Kommunikation am Netanya College, Israel. Ihre Forschungsinteressen liegen auf dem Gebiet der sozialen Konstruktion der Wirklichkeit und des Medienimages von Minderheiten.
Adresse
: Netanya Academic College, School of Communication, Netanya, Israel. e-mail: d_first@netvision.net.il