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Birgitta Höijer
(Örebro), Stig Arne Nohrstedt (Örebro) & Rune Ottosen (Oslo)
Der Kosovo-Krieg in den Medien - Analyse einer globalen Diskursordnung
Der vorliegende Aufsatz
diskutiert Untersuchungsergebnisse zur Medienberichterstattung über
den Kosovo-Krieg aus diskursanalytischer Perspektive. Die zugrundeliegenden
Studien umfassen das gesamte Spektrum von der Nachrichtenproduktion bis
hin zur Rezeption. In theoretischer Hinsicht werden dabei verschiedene,
wenngleich verwandte Diskurse zusammengeführt: der Nachrichten- und
Propagandadiskurs und der Diskurs des globalen Mitgefühls. Auf Grundlage
von Fairclough´s Konzept der"globalen Discursordnung",
wird herausgearbeitet, wie diese Diskurse miteinander vermischt sind und
wie sie miteinander interagieren. Im ersten Teil des Aufsatzes werden
die sozialen und historischen Kontexte der genannten Diskurse diskutiert.
Der zweite Teil des Aufsatzes referiert die Ergebnisse eines Forschungsprojektes,
das aus einer Reihe von Einzelstudien zur Medienberichterstattung über
den Kosovo-Krieg besteht. Ziel des Projektes war es, zu untersuchen, wie
die Medien und die Leserschaft mit diesem globalen Ereignis umgingen und
wie sie es interpretierten. Die Studien wurden in Schweden (einem nicht-NATO-Land)
und in Norwegen (einem Nato-Land) durchgeführt. Darüber hinaus
wurde auch eine britische Studie zur Nachrichtenproduktion mit eingeschlossen.
Der journalistische Prozess wurde mittels Interviews untersucht, die Medienberichterstattung
mittels Textanalyse und die Rezeption mittels Fokusgruppen. Einige Ergebnisse:
Der Diskurs des globalen Mitgefühls hatte einen starken Einfluss
auf die Medienberichterstattung. Medien in Schweden und Norwegen waren
gleichermaßen vom Schicksal der Zivilbevölkerung eingenommen
und thematisierten ihr Leiden, sowohl unter dem Terror am Boden als auch
unter den NATO-Luftangriffen. Die Leserschaft reagierte auf das von den
Medien angebotene emotionale Engagement in unterschiedlicher Weise: entweder
mit Mitgefühl oder mit Indifferenz und Desinteresse.
Die Medien stellten die Alleinverantwortung des Feindes Milosevic und
die von der NATO proklamierten Motive des Kosovo-Krieges niemals ernsthaft
in Frage. Dasselbe gilt für die Leserschaft. Allerdings zeigte die
norwegische Öffentlichkeit generell größere Bereitschaft,
die NATO Propaganda zu akzeptieren, als die schwedische Öffentlichkeit.
Im Vergleich zu den norwegischen Medien hatten die schwedischen Medien
zu Beginn eine weit stärker artikulierte kritische Stimme. Aber unter
dem Einfluss der folgenden Ereignisse, insbesondere den irrtümlichen
Angriffen auf albanische Flüchtlinge, zeichneten die Medien in beiden
Ländern ein überwiegend kritisches Bild der NATO-Bombenangriffe.
Eine gewisse Ambivalenz gegenüber den Bombenangriffen war auch unter
der Leserschaft in beiden Ländern verbreitet.
Hinsichtlich anderer Aspekte, z.B. bezüglich der Darstellung der
Rolle Russlands in dem Konflikt, blieben die Unterschiede zwischen den
norwegischen und den schwedischen Medien während des gesamten Krieges
bestehen. Die Unterschiede spiegelten die verschiedenen sicherheits- und
außenpolitischen Traditionen der beiden Länder wider.
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Zu den Autoren: Birgitta Höijer, geb. 1945, Ph.D. in Psychologie
1984 (Universität Uppsala, Schweden). Forschungstätigkeit im
Audience and Programme Research Department des schwedischen Rundfunks
1969-1990; Department of Journalism, Media and Communication an der Universität
Stockholm 1990-1995, Associate Professor 1992; Department of Media and
Communication an der Universität Oslo, 1995-2001, ab 1998 Professor.
Seit 2001 Professor für Medien und Kommunikation an der Universität
Örebro, Schweden. Forschungsinteressen: Genres, Medieninhalte und
Meinungsbildung. Rezeptionstheorie unter kulturell-kognitiver Perspektive
mit Fokus auf Prozessen des Verstehens und interpretativen Bezugsrahmen.
Ausgewählte Bücher: Nyheter, förståelse och minne
(Nachrichten, Verstehen und Gedächtnis) 1984; Våldsamma nyheter
(Gewalttätige Nachrichten) 1996; Cultural Cognition. New Perspectives
in Audience Theory, 1998; Kosovokonflikten, medierna och medlidandet (Der
Kosovo Konflikt, Medien und Mitgefühl), 2002.
Stig A. Nohrstedt, geb. 1946, Ph.D. in Politikwissenschaften (Universität
Uppsala, Schweden). Professor für Medien und Kommunikation an der
Universität Örebro, Schweden. Forschungsgebiete: internationale
Kommunikation und Kriegsjournalismus; Berufsethik des Journalismus; Krisenkommunikation;
neue Informationstechnologien und Demokratie. Ausgewählte Bücher:
Tredje världen i nyheterna (Nachrichtenberichterstattung über
die Dritte Welt) 1986; Journalistikens etiska problem (Die ethische Problematik
des Journalismus), 1996; Journalism and the New World Order, Vol. I, 2000;
Kosovokonflikten, medierna och medlidandet (Der Kosovo Konflikt, Medien
und Mitgefühl), 2002.
Rune Ottosen, geb. 1950, Cand. polit. in Politikwissenschaften (Universität
Oslo, 1984), BA in Journalismus (Norwegian College of Journalism, 1973);
Arbeit als Journalist in verschiedenen Medien (1977-84); Lehrbeauftragter
und Forschungstätigkeit am Norwegian College of Journalism (1984-88);
Information Director und Forschungstätigkeit am International Peace
Research Institute, Oslo (PRIO) (1989-92); Forschungstätigkeit bei
der Norwegian Federation of Journalists (1993-95); Associate Professor
in der Fakultät für Journalismus, Bibliotheks- und Informationswissenschaften,
Oslo College, seit 1996; Professor in der selben Institution seit 1999;
Ottosen ist außerdem Präsident der Norwegian Association of
Non-Fiction Authors and Translators. Autor verschiedener Bücher und
Artikel über Geschichte des Journalismus und verschiedene Themen
in Zusammenhang mit Krieg und Journalismus. Aktuelle Buchpublikationen:
Journalism and the New World Order, Vol. I, 2000; Kosovokonflikten, medierna
och medlidandet (Der Kosovo Konflikt, Medien und Mitgefühl), 2002.
Adressen: Birgitta Höijer, Media and Communication, Örebro
University, SE- 701 82 Örebro, Sweden
eMail: birgitta.hoijer@hum.oru.se,
http://www.oru.se/org/inst/hum/mkv/index.html
Stig-Arne Nohrstedt,
Media and Communication, Örebro University, SE- 701 82 Örebro,
Sweden
eMail:Stig-Arne.Nohrstedt@hum.oru.se
http://www.oru.se/org/inst/hum/mkv/index.html
Rune Ottosen, Faculty
of Journalism, Library and Information Science, Oslo University College,
Pilestredet 48, NO- 0167 Oslo, Norway
eMail: Rune.Ottosen@jbi.hio.no
http://home.hio.no/~rune/
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